Liebe Sponsoren, Unterstützer, Freunde und Bekannte,
an erster Stelle möchten wir uns als Münsteraner und Aachener Hochschulgruppe von Global Brigades bei Ihnen für Ihre Unterstützung bedanken! Wir haben im Vorfeld des Projektes genug Spenden sammeln können, um den vollen Anteil der Projektkosten davon zu decken! Bei der Anmeldung des Projekts Ende des Jahres 2016 war unklar, ob wir dieses Ziel erreichen würden. Umso dankbarer sind wir, in Ihnen Partner gefunden zu haben, die es uns ermöglicht haben, gemeinsam mit den Einheimischen deren Lebensbedingungen merklich zu verbessern. Für uns ist zudem der Eindruck entstanden, dass viele von Ihnen unser Anliegen, ein kleines Zeichen zu setzen, teilen. Eines, das zeigt, dass wir, die wir aus einem sehr privilegiertem Land stammen, unsere Augen nicht verschließen vor den Problemen unserer globalisierten Welt. Dass wir alle - Studenten, Unternehmen, sozial engagierte Vereine und Privatspender – zu einer Gemeinschaft von Unterstützern geworden sind und die Realisierung des Projektes so ermöglicht wurde, ist ein tolles Gefühl! Bevor wir im folgenden Bericht versuchen werden, Ihnen durch Fotos und persönliche Schilderungen einen möglichst authentischen Eindruck des Projektes zu vermitteln, ist festzuhalten, dass die Brigade ein Erfolg war:
Public Health Projekt
Die ersten fünf Tage unserer Brigade waren für das Public Health Projekt vorgesehen. Nach dem Frühstück wurden wir gemeinsam mit unserer Projektkoordinatorin Arielka und unserer Dolmetscherin Mercedes in einem Global Brigades eigenen Kleinbus in das Dorf Los Encuentros de San Gabriel gefahren, welches sich eine gute Stunde Autofahrt außerhalb von Esteli befindet. Abseits einer größeren Stadt und den üblichen Touristenrouten war hier die Armut der Menschen deutlich zu spüren. Die meisten Menschen, denen wir begegnet sind leben gemeinsam mit ihrer Familie, die in jedem Fall unterschiedlich viele Mitglieder umfasst, in einer Hütte, die meist nur mit den Notwendigsten möbliert und einigen Familienbildern geschmückt ist. Fließendes Wasser gibt es in den Hütten nicht und häufig sind die Böden nicht betoniert. Die Familien leben dann auf festgetretener Erde. So können sie von Insekten, die im Erdboden leben und gefährliche Krankheiten (wie zum Beispiel die Chagas – Krankheit) übertragen, viel leichter angegriffen werden. Zudem befinden sich die Kochstellen zumeist innerhalb dieser Räume, doch der Rauch wird nicht gründlich nach außen geleitet. Das führt zu einer hohen Zahl an Atemwegserkrankungen. Die Fensteröffnungen der Hütten werden in der Nacht zum Schutz mit Brettern verhangen.
Als wir am ersten Tag im Dorf ankamen, wurden wir durch die Gemeindevertretung sehr herzlich begrüßt und willkommen geheißen. Die Gemeindevertretung bestand fast ausschließlich aus den Frauen des Dorfes. Das liegt vor allem daran, dass es besonders in den ländlichen Regionen Nicaraguas in der Regel die Männer sind, die einer Arbeit nachgehen und die Frauen zuhause bleiben und sich um die Kinder, den Haushalt und das Gemeindeleben kümmern. Trotz der schwierigen Lebensumstände mit denen die Menschen tagtäglich umgehen müssen ist uns im ersten Kontakt mit der Dorfgemeinschaft und auch bei der späteren gemeinsamen Arbeit, insgesamt eine positive Grundstimmung aufgefallen. Es war allen Familien die große Freude und Erleichterung anzumerken, dass sich mit unserer Brigade nun ihr Zuhause und damit ihr Leben ein Stück weit zum Besseren verändern würde. Die Arbeit während der folgenden Tage verrichteten wir gemeinsam mit und unter Anleitung der von Global Brigades beschäftigten Maurer. Wir bildeten drei Gruppen und wechselten uns mit den verschiedenen Arbeitsaufgaben ab. Zu diesen gehörten das Hinaufziehen von Wänden aus Steinblöcken für den Septic Tank und die Sanitary Station, sowie die Verspachtelung der Fugen. Viel Zeit verbrachten wir damit von Hand eine Zementmischung für die Betonierung der Böden und für den Bau des Ofens herzustellen. Hierzu trugen wir in Eimern Steine, Sand und Wasser und ebenso Zementsäcke herbei. Die Materialien befanden sich zumeist in der Nähe der Hütten. Gemeinsam wurde dann kräftig geschaufelt, bevor die fertige Mischung in Eimern ins Haus getragen und dort verteilt wurde. Mal waren die Arbeitsstunden sehr anstrengend und wir zur Mittagspause schon sehr Fahrt zum Projekt Eintreffen bei der Dorfgemeinschaft geschafft, ein andermal blieb mehr Zeit für kleinere Gespräche mit den Einheimischen und in die Ferne schweifenden Blicken über die ausladende Hügellandschaft. Dank gebührt auch unseren Fahrern Yamal und Larry, die uns nicht nur jeden Tag sicher zum Projektort und zurück zur Unterkunft brachten, sondern auch dafür sorgten, dass wir stets pünktlich unser reichhaltiges Mittagessen erhielten, sodass wir auch an den Nachmittagen noch einmal anpacken konnten. Mit den folgenden Bildern möchten wir nun die Tage des Public Health Projekts ein wenig veranschaulichen.
Education Day
Wie auch bei den vorherigen Brigaden aus Aachen und Münster war ein halber Tag dafür vorgesehen, mit der Dorfgemeinschaft zum Austausch zusammen zu kommen. Im Vorfeld dieses Tages haben wir untereinander diskutiert, wie wir die zur Verfügung stehenden Stunden gestalten wollen. Wir haben uns bemüht einen Konsens zu finden, welche Punkte sowohl für uns als auch für die Dorfgemeinschaft von Bedeutung sind. Ein zentrales Thema für ein Land wie Nicaragua ist sicherlich die Bildung der Kinder und Jugendlichen, da dies wohl einer der wichtigsten Schlüssel zur positiven Entwicklung eines Landes ist. Schulbildung ist in Nicaragua kostenfrei zugänglich, allerdings liegen weiterführende Schulen in ländlichen Regionen oft weiter entfernt und die Jugendlichen können sie nur mit dem Bus erreichen. Auch die Einbindung der Jugendlichen in die Versorgung der Familien spielt eine große Rolle. Hinzu kommen ebenfalls zahlreiche Jugendschwangerschaften, die häufig zu einem Schulabbruch der jungen Mütter führen. Dieses Thema ist also sehr komplex, die Gesamtsituation abhängig von der Regierung des Landes, der Kirche und den sozialen Strukturen. Zudem wurde im Gespräch mit unserer Koordinatorin Arielka deutlich, dass wir vorsichtig und einfühlsam kommunizieren müssen, damit bei den Dorfbewohnern nicht der Eindruck entsteht, wir würden Ihnen vorschreiben wollen, was sie alles zu verändern und besser zu machen haben. So sind wir übereingekommen, dass wir nur einen Eindruck vermitteln möchten, davon wie wichtig uns Bildung erscheint. Wir haben uns entschieden, bei den Kindern spielerisch nach Ihren Interessen und auch Berufswünschen zu fragen und auch von den unsrigen berichtet. Unsere Hoffnung ist es, so ein Gefühl davon vermittelt zu haben, dass Interessen und Bildung uns verbinden und wir alle durch die Aneignung von Wissen und Fähigkeiten unsere Zukunft mitgestalten.
Ein ganz anderes Thema, welches wir für sehr wichtig erachten, ist der Umgang der Menschen mit ihrem Müll. Häufig wird der Müll einfach in die Natur geworfen, oder privat verbrannt. Beides bringt bekanntlich seine negativen Folgen für Menschen und Umwelt mit sich. Während eines intensiven Gesprächs mit den Frauen des Dorfes stellte sich erfreulicherweise heraus, dass sich bereits ein Kern der Dorfgemeinschaft des Problems bewusst ist und sich auch für dessen Lösung einsetzt. So berichteten die Frauen, dass sie bereits den Antrag auf eine vom Staat organisierte Müllabfuhr gestellt hätten. Hierfür muss die Gemeinde einen bestimmten Betrag pro Monat zahlen, der nach Einschätzung Arielkas im Rahmen des Möglichen liegt. Auch muss ein Platz gefunden werden, an dem die Dorfbewohner ihren Müll sammeln. Dieser Platz ist wohl schon ernannt. Die Schwierigkeit liege nun darin, alle Dorfbewohner von dem Konzept zu überzeugen. Für uns ist der Eindruck entstanden, dass die Bewohner von Los Encuentros de San Gabriel diesbezüglich auf einem guten Weg sind. So zeigte sich, dass auch die Jüngsten sich mit der Thematik schon befasst und immerhin einige Floskeln auswendig gelernt haben. „Wir müssen den Müll ordentlich entsorgen, denn er ist schlecht für die Umwelt und für uns“ haben wir oft aus den Mündern der Kinder gehört. Offen ist noch, wie konsequent dieses Vorhaben in der Zukunft umgesetzt wird. Bei der „Müll – Olympiade“ – es ging darum, welches Team in einer bestimmten Zeit den meisten Müll auf dem Kirchengelände einsammele - waren die Kinder einfallsreich. Ruck zuck wurde der Hausmüll der Freundin entwendet die neben der Kirche wohnt. So war der Müllsack schnell voll, der Schummelei jedoch waren sich alle bewusst.
Zum Abschluss des alles in allem positiven Education Days versammelten sich alle zur Pinata. Eine große, mit Süßigkeiten gefüllte, Puppe aus Pappe wurde am Kirchenvordach befestigt und die Kinder, sowie einige mutige Freiwillige aus unseren Reihen schlugen mit verbundenen Augen so lange auf sie ein, bis sie zerbarst und die Bonbons durch die Luft segelten.
Wasser Projekt
Zwei Tage unserer Brigade haben wir an einem, von mehreren Organisationen unterstützten, Wasser Projekt in den Bergen rund um Esteli herum teilgenommen.
Einer dieser Tage war ausschließlich dafür vorgesehen, uns über die Geschichte und den Fortgang des Projekts aufzuklären, uns die verschiedenen Komponenten des Projekts zu zeigen und das Konzept sowie die Arbeit zu erklären. Zudem haben wir an diesem Tag einige der Einheimischen kennen lernen dürfen, die maßgeblich an der Verwirklichung des Zieles, die Familien in den Bergdörfern mit fließendem Wasser zu versorgen, beteiligt sind. Voller Tatendrang und gespannt auf die Arbeit waren wir zuerst verwundert über den arbeitsfreien Tag, letztendlich jedoch dankbar für den Überblick der uns geboten wurde und die interessanten Gespräche mit den aufgeschlossenen und ausgesprochen freundlichen einheimischen Mitarbeitern.
Vormittags fuhren wir gemeinsam mit leitenden Ingenieuren des Projekts zu einer Kaffeeplantage, wo wir auch Raul kennen lernten. Er ist Vorstand einer der Gemeinden, in denen derzeit Wasserleitungen zu den Häusern der Bewohner verlegt werden. Und seiner Familie gehört die Kaffeeplantage, auf deren Grund schon vor vielen Jahren die Quellen des Wassers gefunden wurden, dass heute durch die Leitungen fließt. Sein Vater hat für das Wasserprojekt einen Teil des Grundstücks sozusagen gespendet. So konnte ein großer Wassertank gebaut werden, in welchen nun das Quellwasser fließt und dort gespeichert wird. Das Dach des Tanks ist hellblau gestrichen, damit sich dieser in der Sonne nicht zu sehr aufheizt. Der Ingenieur berichtet uns, dass schon vor zwanzig Jahren mit dem Bau des Tanks und der Verlegung von Wasserleitungen begonnen werden sollte, doch es wurden nicht genügend Gelder zur Verfügung gestellt und die Familien allein konnten die benötigten finanziellen Mittel nicht aufbringen. Nun sind verschiedenen Organisationen in das Projekt involviert – unter anderem auch Global Brigades. Durch tatkräftige und finanzielle Unterstützung durch regelmäßige Brigaden trägt Global Brigades zum Gelingen des Projekts bei.
Die Einheimischen haben durch harte körperliche Arbeit Leitungen von diesem Tank zu Erhebungen in den einzelnen Gemeinden verlegt. Monatelang wurden von Hand mit Spitzhacke und Spaten Gräben für diese Leitungen ausgehoben. Auch in der Gemeinde, in der wir am folgenden Tag selbst aktiv geworden sind gibt es eine Erhebung und auf ihr befindet sich ein weiterer hellblau gestrichener Wassertank von dem aus das Wasser dann durch die Schwerkraft zu den Haushalten fließt. Von dort oben konnten wir über das Tal bis zu dem Berg blicken, wo sich die Wasserquelle befindet. Es erschien uns nahezu unglaublich über welche Distanzen die Gemeindemitglieder nur mit ihrer Körperkraft und starkem Willen die Leitungen verlegt hatten.
Unsere Mitarbeit am nächsten Tag verstärkte nur unseren Respekt vor alldem, was bereits geleistet wurde. Nun waren auch wir mit Spitzhacken und Spaten am Graben ausheben und schnell schweißgebadet. Die Stimmung allerdings war ausgesprochen gut. Unser letzter Tag war gleichzeitig der erste, an dem wir alle gemeinsam und in Begleitung zahlreicher Dorfbewohner arbeiteten. So bot sich in den Verschnaufpausen Zeit für kurze Gespräche und durch gegenseitige Unterstützung kamen wir dennoch schnell voran. Bis zum Mittag war ein Graben von etwa 50m von der Hauptleitung bis zu einem der Häuser ausgehoben. Ein wahrhaft kleiner Beitrag zu diesem beeindruckenden Projekt, dennoch schwappte uns große Dankbarkeit entgegen und nach einem abschließenden Gespräch am frühen Nachmittag stiegen wir zufrieden in den Kleinbus.
Abschied
Noch einmal ging es nach Los Encuentros de San Gabriel. Arielka hatte es uns ermöglicht, den Familien bei und mit denen wir gearbeitet hatten auf Wiedersehen zu sagen und einen Eindruck zu gewinnen, wie sie auf den frischen Böden und mit den neuen Sanitary Stations lebten. Besonders glücklich über unserem abschließenden Besuch war wohl Sammy. Tims Strohhut, der sich bei den Kindern großer Beliebtheit erfreut hatte, wechselte den Besitz in ihre Hände.
Am Abend schließlich verabschiedeten wir uns auch von Mercedes, Larry, Yamal und Arielka, denen auch unser Dank für die gute und erfolgreiche gemeinsame Woche gebührt! Wir sind überzeugt, sinnvolle Arbeit vor Ort geleistet zu haben und mit vielen wertvollen Erfahrungen und Erinnerungen nach Deutschland zurückgekehrt, daher:
Vielen Dank ... Ihnen und euch allen für die ideelle und finanzielle Unterstützung, ohne die unsere Brigade nicht möglich gewesen wäre! Die Teams der Hochschulgruppen Global Brigades RWTH Aachen und WWU Münster