water brigade 2013 März

Nachbericht der Brigade vom 7. bis 16. März 2013 in Srafa Aboano, Ghana

Die Klausurenphase war gerade beendet, da ging unsere lang im Voraus geplante Reise nach Ghana schon los. Tausend Fragen gingen mir durch den Kopf, die ich vorher im Klausurenstress vor mir her geschoben hatte...Was erwarte ich mir von dem Projekt? Wird es wirklich eine langfristige Verbesserung für die Menschen vor Ort geben? Was erwarten die Menschen dort von mir? Und wo setzt nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit überhaupt an? Egal, wie lange ich darüber nachdachte, ich konnte natürlich keine eindeutige Antwort finden. Zwar fuhr ich voller Vorfreude und Begeisterung an den Flughafen, jedoch stand ich – wie viele andere auch – dem Projekt kritisch gegenüber. Eine Gruppe von weißen Studenten in einem afrikanischen Dorf wandern umher und bauen einen Wassertank… mehr Klischee geht nicht, das wussten auch wir. Ich fragte mich, ob wir in dieser kurzen Zeit wirklich etwas erreichen würden.

 

Wir als Gruppe wurden sehr gut auf das gesamte Projekt vorbereitet. Sabrina, die im letzten Semester Vorsitzende von Global Brigades Bayreuth war, organisierte einen Informations-Workshop, bei dem wir alle Details und den Ablauf des Projekts durchgingen und tausend Fragen stellen konnten. Auch Global Brigades Germany stellte uns eine Menge Info-Materialien zum Bau des Wassertanks, zum Ablauf aller Aktivitäten und zum Hintergrund des Dorfs, in dem das Projekt stattfand, zur Verfügung und es gab eine Telefonkonferenz mit Emily, die in Ghana vor Ort den Wasserbrigaden zur Seite steht und uns alle Fragen beantworten konnte. Doch trotz dieser umfangreichen Vorbereitung war das, was wir dann erlebt haben, vom Gefühl her unvorstellbar!

Der Kontakt zu den Dorfbewohnern, den Kindern, den Maurern, die uns beim Bau des Tanks halfen und den ghanaischen Mitarbeitern von Global Brigades war so herzlich und unkompliziert, wie es niemand von uns erwartet hatte. Schon am ersten Tag in Srafa Aboano gingen wir in Kleingruppen mit den uns zugeteilten Übersetzerinnen und Übersetzern von Haus zu Haus und unterhielten uns mit den Dorfbewohnern. Alle waren uns gegenüber so offen, interessiert an dem Projekt und luden manche Gruppen sogar zu sich nach Hause ein. Am nächsten Tag zeigten uns Sarah und Frank (unsere Koordinatoren) die Wasserquellen im Dorf und klärten uns über die aktuelle Wassersituation in Srafa Aboano auf. Da das Dorf direkt am Meer liegt, ist das Grundwasser salzig und kann daher weder zum Trinken noch zum Kochen verwendet werden. Insgesamt gibt es nur drei Süßwasserquellen für die 900 Bewohner des Dorfes, welche außerdem stark verdreckt sind. Aus diesem Grund ist die Wasserversorgung in der Trockenzeit von Dezember bis einschließlich März völlig unzureichend und mit hohen Kosten verbunden. Die Dorfbewohner müssen mehrere Stunden am Tag anstehen, um Wasser von den Quellen im Dorf zu holen, und Trinkwasser muss gekauft werden, was langfristig gesehen eine extreme finanzielle Belastung für die ohnehin schon sehr arme Dorfbevölkerung darstellt. Das Ziel von Global Water Brigades, nämlich für alle Familien und Schulen in den Dörfern, in denen Global Brigades tätig ist, Wassertanks zu errichten und dadurch jedem die Möglichkeit zu geben, in der Trockenzeit genügend Regenwasser zur Verfügung zu haben, erschien uns nun wichtiger als je zuvor.

Als mir klar wurde, dass wir als Bayreuther Brigade zu diesem Ziel beitragen konnten und wie groß der langfristige positive Effekt für die jeweiligen Familien sein würde, fand ich die Antwort auf die mir selbst gestellte Frage, wo nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit überhaupt anfange (s.o.). Es gibt so viele verschiedene Ansätze und Wege Entwicklungszusammenarbeit zu leisten, dass es schwierig wird zu beurteilen, welcher nun der „richtige“ Ansatz und Weg sein könnte, zumal es unmöglich scheint, dies objektiv zu beurteilen. Daher ist es meiner Meinung nach wichtig, dass man einen Punkt findet, an dem es sinnvoll erscheint, einen Anfang zu wagen. Global Brigades setzt bei den absoluten Grundbedürfnissen der Bevölkerung an, um die Grundlage für nachhaltige und eigenständige Entwicklung zu schaffen. Die neun verschiedenen Teilbereiche (Medical, Dental, Water, Public Health, Human Rights, Environmental, Architecture, Microfinance, Business) ergänzen einander und sollen eine stabile Lebensgrundlage für die in schlechten Verhältnissen lebenden Bewohner der Orte schaffen, in denen Global Brigades tätig ist.

 

Für die Frage nach der Sinnhaftigkeit eines Entwicklungsprojekts, wie das Wasserprojekt von Global Brigades, lässt sich leichter eine Antwort finden, wenn man die Grundstrukturen und Ziele von Global Brigades in die Überlegungen mit einbezieht. Einleuchtend ist, dass eine stabile und sichere Wasserversorgung zu den wichtigsten Lebensgrundlagen der Menschen gehört und sich die Frage nach dem langfristigen Nutzen unseres Projekts für die Dorfbewohner (s.o.) somit auch beantworten lässt. Insgesamt bauten wir drei große Wassertanks in drei Gruppen, bestehend aus Studenten unserer Brigade und der Brigade aus Arizona, die am dritten Tag in Ghana eintraf. Zusammen bildeten wir eine Gruppe von knapp 30 Studenten. Trotz der harten Arbeit während der 5 Tage des Tankbaus, blieben alle motiviert und es herrschte eine unglaublich positive Stimmung in allen Teilgruppen. Uns war allen klar, für wen wir unsere Arbeit leisteten, denn die betroffenen Familienmitglieder halfen tatkräftig bei der Arbeit mit, wodurch der direkte Kontakt zwischen uns Studenten und den einheimischen Familien entstand. Zusammen hatten wir sehr viel Spaß und ich finde, dass wir, Morti, Heike, Kathi, Michael, Emma, Pia, Simone, Michaela, Paul, Michael, Rania und Katrin, wirklich stolz darauf sein können, was wir zusammen geschafft haben.

Am Ende der fünf Konstruktionstage hatte jede Gruppe ein Gespräch mit den jeweiligen Familien, bei dem wir alle nochmals erfahren haben, mit wie viel Dankbarkeit unser Besuch gesehen wurde und dass wir eine direkte Verbesserung des Lebensstandards der Familien erreicht haben.

 

Insgesamt waren wir alle unglaublich positiv überrascht von der Arbeit, dem Spaß, den wir tatsächlich an dieser hatten, den Menschen, dem Land und der Kultur. Wir wurden stets mit der typischen ghanaischen Gastfreundschaft und Lebensfreude empfangen, von der wir uns eine Scheibe abschneiden könnten. Natürlich geht die Reise in ein so entferntes Land in Westafrika auch mit schockierenden Erlebnissen einher und es fiel vielen schwer, die vorherrschende Armut so drastisch vor sich zu sehen.

Doch es gehört dazu, andere Lebenssituationen aus einer Sicht zu erleben, wie es einem typischen „Touri“ nicht passiert. Umso mehr bewunderten wir die Bewohner von Srafa Aboano für ihre Offenheit, für ihre lächelnden Gesichter und ihre Freude an allem was Freude bringt.

 

Wahrscheinlich fragen sich jetzt viele Leser, wo der Sinn darin liegt, dass wir Studenten selbst nach Ghana reisen, um den Tank zu errichten, und warum die gesammelten Spenden und die Projektgebühren nicht direkt nach Ghana fließen und die Bewohner bzw. einheimische Arbeiter den Tank bauen. Auch ich habe mir diese Frage des Öfteren gestellt und mich während der Zeit in Ghana damit auseinander gesetzt.

Die eine „richtige“ Antwort auf diese Frage gibt es nicht, doch ich denke, jeder von uns hat seine persönliche Antwort während des Aufenthalts in Ghana gefunden: Ziel des Projektes ist es nicht nur, dass am Ende ein Wassertank mehr im Dorf steht (natürlich geht es primär darum), Global Brigades möchte jedoch auch erreichen, dass ein Austausch zwischen den Studenten und Ghanaern stattfindet und vor allem, dass wir dadurch ein Verständnis dafür entwickeln, was für Probleme und Konflikte in anderen Ländern vorherrschen, dass wir uns aber auch ein Beispiel an der positiven Lebenseinstellung nehmen und ein Teil dieser mit nach Hause bringen.

 

Entwicklungszusammenarbeit bedeutet für mich, dass ein Austausch zwischen Menschen unterschiedlichen Alters, aus unterschiedlichen Kulturkreisen und mit unterschiedlichem Hintergrund stattfindet, dadurch ein Bewusstsein für Entwicklung geschaffen wird, gemeinsam ein Projekt aufgezogen wird und dieses erfolgreich abgeschlossen wird.

 

Vielen Dank an alle, die uns unterstützt haben und sich mit unserem Projekt auseinander gesetzt haben!

 

Kristina Schrader

 

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